Neue Abläufe im Tun entwickeln - ein Plädoyer für aktionsorientierte Ansätze

Die vielzitierte “neue Normalität” sorgt auch weiterhin dafür, dass wir nicht mehr im herkömmlichen Sinne planen und agieren können - neue Vorgehensweisen sind gefragt, um Veränderung und Komplexität um uns herum produktiv zu nutzen und nicht zu resignieren oder nur zu reagieren.
Mein Ansatz ist hierfür ist Hineinfinden, Erleben und Ausprobieren. Hier einmal aufgeschrieben, warum.

Transformation Literacy

Otto Scharmer, der Begründer der Theorie U hat vor kurzem einen langen Artikel zu den Herausforderungen unserer Zeit und deren Meisterung geschrieben. Er schreibt darin über die Ausbildung von Transformation Literacy – sinngemäß die Summe der Fähigkeiten und Kenntnisse, Transformation zu verstehen und zu gestalten.

Welche Fähigkeiten braucht es für die Gestaltung von Transformation?

Meine Kollegin Barbara Zuber von der School of Facilitating hat Kernaspekte von Ottos Artikel auf deutsch zusammengefasst:

  • Konfrontiere dich mit der Realität und der Faktenlage – und höre mit innerer Bescheidenheit zu

  • Bringe Menschen und Systeme miteinander in Verbindung – sich anbahnende Möglichkeiten zeigen sich eher am Rande der sozialen Systeme

  • Aktiviere Dein Handlungsvertrauen – und hab Mut zur Handlung, sobald sich Zukunft erahnen lässt.

Wie können diese Fähigkeiten ausgebildet werden?

Für das Ausbilden von Fähigkeiten langt es nicht, von ihnen zu lesen - es braucht Ausprobieren, Hineinfinden und Üben um Praxis zu bekommen. Es ist ein bisschen wie beim Erlernen von neuen Bewegungsabläufen- wir haben gesehen, welche Körperteile involviert sind aber bis wir den Ablauf beherrschen, müssen wir neue Muskeln ansteuern und das Zusammenspiel der Körperteile üben, bis es flüssig ist.

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In neue Bewegungs-abläufe finden

Seit einiger Zeit habe ich eine Orthese.

Mit ihr erlebe ich, wie es ist, mit etwas Struktur in neue Bewegungsabläufe zu finden und neue Muskeln auszubilden.

Anfangs hatte ich an überraschenden Stellen Muskelkater. Ich habe den Eindruck, dass sie langsam stark genug sind, um Aufgaben von dauerverspannten Stellen zu übernehmen und das Kniegelenk zu entlasten. Mit jedem Schritt nähere ich mich so einer Knie-schonenderen Haltung.

Simulation und Erlebnislernen ist meine “Orthese” für Menschen, die Handlungsvertrauen für den Umgang mit Veränderung, Komplexität und Unsicherheit ausbilden möchten

Im geschützten Experimentierraum können neue Herangehensweisen erlebt werden.
Ich verwende dabei das offen verfügbare Repertoire der Liberating Structures, das eine weitere Stütze auf dem Weg hin zu Transformation Literacy ist. Die Teilnehmenden können so ihre einmal entdeckten Muskeln entlang von einfachen Bewegungsabläufen weiter trainieren.

Anja Ebers